"TRAVELLING WITHOUT MOVING" - Ausstellung im Kunstmuseum Heidenheim
Auf Einladung des Kunstmuseums Heidenheim entwickelte die Künstlerin Zohar Fraiman mit der Ausstellung “Travelling without Moving” einen Dialog zwischen eigenen Werken und Arbeiten Pablo Picassos aus der Sammlung des Kunstmuseums.
Die Idee zu dem Projekt entstand, da die Malerin in zahlreichen ihrer jüngeren Gemälden Motive als auch die kubistische Verfahrensweise Picassos aufgreift, diese aber gleichsam aus einer zeitgenössischen, weiblichen Perspektive neu interpretiert. In ihrer Kunst treffen kunsthistorische Klassiker auf Motive der aktuellen Popkultur, werden mit Smartphones ausgestattet oder anderweitig in die rasante Gegenwart katapultiert. Durch diese Verfahrensweise erhält die kubistische Idee der “Gleichzeitigkeit” eine neue Bedeutung. Hierauf verweist auch der Titel “Travelling without Moving”, der einem Lied der Band Jamiroquai entlehnt wurde und auch namensgebend für ein zentrales Stück der Ausstellung ist. Denn in verschiedenen Gemälden untersucht die gebürtige Israelin, wie unsere Beziehung zu Mobiltelefonen es uns ermöglicht, gleichzeitig überall und nirgendwo zu sein. Wir werden von atemberaubenden Bildern ferner Reiseziele in den Bann gezogen. Gerade durch die sozialen Medien sind Idealbilder bekannter und weniger bekannter Urlaubsdestinationen allgegenwärtig und wecken den Wunsch, genau die gleichen Orte zu besuchen und genau die gleichen Fotos auch von sich zu machen. Doch löst sich das projizierte Traumbild meist nicht ein. Zum einen, weil die Idylle inszeniert wurde, zum anderen weil wir bereits im Vorfeld über unsere Mobiltelefone Fotos, Restaurants, Orte recherchieren und digital konsumieren und drittens weil das authentische Erleben dem Drang weicht, mit Selfies, Stories und Status auch den Freund:innen, Kolleg:innen und der Familie zu beweisen, dass wir eine perfekte Zeit haben.
Doch auch ohne tatsächlich physisch zu reisen, bewegen wir uns im digitalen Raum von Ort zu Ort; wir wischen, scrollen und klicken und sind dabei, wie die Künstlerin es formuliert, “gefangen in einem Kreislauf des Doomscrollings, körperlich unbeweglich, aber geistig erschöpft.”
Dieses Reisen ohne Bewegung findet in der Ausstellung noch eine andere Gestalt. Denn bei der Auseinandersetzung mit der Sammlung in Heidenheim zeigte sich Fraiman fasziniert davon, dass es mit dem Citroën Xsara Picasso ein Auto gibt, das nach dem bekannten Künstler benannt ist und dessen Signatur trägt. Getragen von der Frage, ob es nicht auch für eine zeitgenössische Künstlerin möglich wäre, ein eigenes Automobil zu haben, entwickelte sie den “Fraiman”. Freilich ist dieser gemäß der Ausstellungsidee nicht wirklich mobil. Vielmehr können die Besucher:innen in den Farbkosmos der Künstlerin eintauchen und es sich in dem zweidimensionalen Wagen bequem machen. Ein Ventilator simuliert den Fahrtwind, gemalte Palmen lassen das Gefühl einer Fahrt in mediterranen Gefilden aufkommen. Letztere sind sowohl eine Referenz auf Picassos Geburtsland Spanien als auch auf die palmengesäumten Boulevards Hollywoods, das Sinnbild für die glamouröse Filmindustrie ist, in welcher die reale und die imaginäre Welt aufeinandertreffen.