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Jakobusweg Ansbach - Ulm / Oberdischingen "Zwischen Städten und Klöstern"

Ansbach, St. Johannes, Karte in Großansicht
Distanz: 202 km
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Ansbach St. Gumbertus
Ulm / Oberdischingen Cursillo-Haus St.Jakobus

Jeder, der den mittelalterlichen Weg nach Santiago de Compostela in religiöser Gesinnung vollzogen und erlebt hat, wird die tiefen Gefühle der Pilger seit dem 9. Jahrhundert nachempfinden können. Den Weg geht man nicht nur mit den Beinen, sondern zunächst mit Kopf und Verstand, bis man ihn demütig einfach „werden“ lässt. Vielleicht ist es auch immer wieder die ruhige Möglichkeit, unterwegs seine Existenz in Zeit, Raum und Ewigkeit einzuordnen und wieder eigene Orientierung in den tiefen Quellen des Christentums zu finden. Gleichwohl wird man diesen Weg auch touristisch mit freundlichen geöffneten Augen in diesen oft wenig bevölkerten Landstrichen erleben dürfen. Immer wieder wird der Jakobsweg zum Lebensweg oder zum geschichtlichen Erinnerungsweg.

Unsere 200 Kilometer lange Strecke ist Teil des Fernwallfahrtsnetzes, das in Richtung Südwesten, immer stärker werdend in den Strom der Pilger mündet, um dann in Spanien zum internationalen Wege- und Begegnungs-Höhepunkt zu werden. Die gelbe Strahlenmuschel im blauen Feld, mit den Farben der europäischen Idee, geleitet uns auf bestehenden Wanderwegen, weil das danebenliegende traditionelle Altwegenetz heute meist vom rollenden Verkehr benutzt wird. Die hier beschriebene mittelfränkisch-ostwürttembergische Nord-Süd-Verbindung bietet den durchziehenden Weitpilgern oder hiesigen Neueinsteigern die kulturelle und geistliche Gelegenheit zu erkennen, dass wir auf Erden keine bleibende Statt haben. Wenn nicht hier, wo sollte unser Weg denn beginnen. Ob Sie diesen Weg zu Fuß oder auf kleinen alternativen Landstraßen mit dem Fahrrad erleben wollen, das bleibt ganz Ihnen überlassen. Jeder Wanderer oder Pilger hat sein Gepäck zu (er)tragen - oder, falls Sie krank oder älter sind, warum sollten Sie nicht getreu dem Wort "ein jeder trage des anderen Last" Ihren Wirt oder einen Taxifahrer bitten, das Gepäck weiter zu transportieren? Besser, Sie sind leichten Mutes als überhaupt nicht unterwegs.

Wir wollen im Dreieck der Pilgerwege zwischen Nürnberg, Rothenburg und Ulm bzw. Oberdischingen auf Spuren gehen, wo historische Wegsamkeiten von früheren Menschen benutzt wurden, deren Ziel Lebens- oder Pilgerorte und Wallfahrtsstätten waren. Unser Weg beginnt in Ansbach, wo die alte Pilgerfamilie der Freiherren v. Eyb ihre Wurzeln hat. Der Weg strebt in südlicher Richtung über Feuchtwangen, Dinkelsbühl nach Ellwangen. Dort bietet er auch mehrere Übergänge zu bestehenden Pilgerwegen, beispielsweise ab Dinkelsbühl ins Nördlinger Ries oder ab Ellwangen in Richtung Hohenberg. Von Unterkochen durchschreitet der Pilger ohne größere Erhebungen die Schwäbische Alb im Kocher- und Brenztal zu den Klöstern Königsbronn, Anhausen und Herbrechtingen zur ehemaligen Wallfahrtsstätte Lindenau, um dort auf den bestehenden Hauptweg (von Nürnberg) nach Ulm zu treffen. Nächste erreichbare Pilgerherberge von dort ist dann das „Cursillohaus“ Oberdischingen, Sitz der Schwäbischen Jakobusgesellschaft. Weiter geht es dann auf den klassischen Routen zum westlichen Bodensee nach Konstanz bzw. Nonnenhorn. Dem „Schwabenweg“ folgend pilgert man weiter nach Maria Einsiedeln, dem Treffpunkt der früheren und heutigen aus Schwaben kommenden Pilger. Le Puy, die Pyrenäen und das Ziel Santiago de Compostela werden dann auch gedanklich und ganz handfest planbar und vielleicht, wenn Sie wollen, in einem oder mehreren Schritten erlebbar.

Die Strecke durchquert die Schwäbische Alb in 450 - 650 Meter Höhe ohne besondere Anforderungen in Tagesetappen von 14,2 bis 29,9 Kilometern. Besonders die langen Tage lassen sich durch frühere Übernachtungsmöglichkeiten kürzen. Bestmöglich wird das bestehende Wanderwegenetz benutzt und die Tage haben für sich typische Bezeichnungen:
1. Ansbach - Leutershausen: Im Zeichen der Eyb'schen Muschel (16,9 km)
2. Leutershausen - Feuchtwangen: Auf Altwegen unterwegs (23,3 km)
3. Feuchtwangen - Dinkelsbühl: Zur Drehscheibe des Pilgerns (14,2 km)
4. Dinkelsbühl - Ellwangen: Einsamkeit pur im Grenzland (26,7 km)
5. Ellwangen - Unterkochen: Der Schwäbischen Alb zu (26,3 km)
6. Unterkochen - Heidenheim: Durchs Kocher- und Brenztal (22,7 km)
7. Heidenheim - Langenau: Der Klösterliche (29,9 km)
8. Langenau - Ulm: Donauried und Donautal (20,1 km)
9. Ulm - Oberdischingen: Auf dem Hochsträß (20,8km)
Fast alle Orte waren frühere Reichsstädte oder besaßen klösterliche Einrichtungen oder haben durch Ablassbriefe Nah- und Fernpilger angezogen. Die heutige Infrastruktur der "modernen Herbergen" und des Wegenetzes verbessert selbstverständlich die Situation der Pilger und Wanderer. Trotzdem empfiehlt es sich, besonders in den Tagen 4, 5 und 7 ein Rucksackvesper einzupacken, weil mittags keine Einkehr zur Verfügung steht. Pilgergruppen finden bei telefonischer Voranmeldung in den entsprechenden Pfarreien morgendliche Andachten. Unsere Markierung endet in Oberelchingen und geht in die mit gekreuzten Pilgerstäben markierte Strecke der Deutschen Jakobusgesellschaft zum Bodensee über. Von dort kommt der Pilger in Richtung Einsiedeln um dann schlussendlich Santiago de Compostela zu erreichen: "Ultreja"!

Michael Dillmann, Rudolf Hagmann, Martin Kreder

Ausrüstung

gutes Schuhwerk, Regenkleidung, Wanderausrüstung

Anfahrt

DB Stuttgart - Nürnberg

A6 Ausfahrt Ansbach